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Bericht, design report, 5.95


von

1995



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textedb bericht über hans (nick) roericht
und anmerkungen von 9 ehemaligen Studenten


design report 5.95
ER IST EINER DER WICHTIGSTEN Anreger und Lehrer, den die deutsche Designlandschaft heute zu bieten hat. Viele seiner Schüler machen und machten von sich reden - und doch mag er nicht gern, wenn über ihn berichtet wird. Hans Roericht, den alle, die näher mit ihm zu tun haben, „Nick" nennen, macht sich rar und ist auf eine unnachahmliche Art medienscheu. Zu viele Mißverständnisse seien nach einer Veröffentlichung auszuräumen. Nein, ein Bericht über ihn, da ist sich Roericht sicher, das kann keine gute Idee sein. Schon weil der Designprofessor im Team arbeitet.

Er ist Teil des Teams, zu dem seit Jahren die Wahrnehmungspsychologin Gisela Kasten sowie der Bildhauer und Soziologe Martin Rissler gehören. Zum engeren Kreis zählen auch Karin Schmidt und Bettina Möllring. Die Aufzählung bricht an dieser Stelle ab. Weitausgreifende Schaubilder mit den für ihn ansprechbaren Personen und Themen finden sich in Roerichts Büros.

Dabei gibt es über Roericht viel zu erzählen: 1959 setzte er mit seiner Diplomarbeit an der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) den ersten Paukenschlag. Sein Stapelporzellan „TC IOO" - noch heute von Thomas hergestellt - wurde bald in die Sammlung des New Yorker Museum of Modern Art aufgenommen. Seit I96I war er als Assistent von Otl Aicher tätig. An einem der ersten visuellen Gesamtkonzepte, dem Erscheinungsbild für die Lufthansa, arbeitete er mit, damals zuständig für Dreidimensionales wie das Bordgeschirr. I966/67 lehrte er an der Ohio State University, Columbus. Nicht nur die Kunststoff-Sitzschale im Münchner Olympiastadium, auch andere Teile des bis heute überragenden CI-Konzepts der Spiele von I972 stammten von Roericht. I982, als die HfG nicht gerade Konjunktur hatte, erarbeitete er mit seinen Studenten die „synchron-optische Darstellung der Entstehung, Entwicklung und Auswirkung" der Ulmer Hochschule - eine akribische Dokumentation auf eigens konstruierten Schautafeln.

Heute ist Nick Roericht auf Öffentlichkeit nicht angewiesen, denn ihn interessiert überhaupt nicht die Vermarktung seiner Produkte, eher schon die Verbreitung seiner Ideen. Aber da vertraut er lieber auf eigene, direktere Kanäle. Er hat sich diverse Netzwerke aufgebaut, noch bevor der Begriff„Netzwerk" schick und mit der Mitgliedschaft in einem Computerclub assoziiert wurde.

Doch schon entsteht eines der befürchteten Mißverständnisse: Netzwerkbedeutetim Roericht'schen Sinne Verknüpfung von individuellen Fähigkeiten, meist aus Anlaß eines konkreten Projekts. So gab und gibt es viele Unternehmungen, an denen beispielsweise Tino Melzer in Konstanz oder Fumio Honjo in Tokio teilnehmen (auch hier müßten wieder viele andere Namen genannt werden). Nicht per Standleitung, aber via Fax oder Bildtelefon kommunizieren sie miteinander. Wichtige Netzknoten befinden sich an Hochschulen in Ulm und Berlin, den beiden Hauptwirkungsfeldern von Nick Roericht.

Lehrende Forschung in Ulm

In Ulm? Man glaubt es kaum. Mitten in dem altehrwürdigen, längst geschlossenen, aber immer noch frischen Institut auf dem Ulmer Kuhberg hat der ehemalige HfG-Student seine Forschungsabteilung etabliert in einem alten Klassenraum.

Und von Zeit zu Zeit kann man eben doch noch an der HfG studieren: wenn Roericht eine seiner „Möglichkeitsstudien" in Angriff nimmt. Dabei geht es um konkrete Überlegungen - aber nicht etwa zum Entwurf eines bestimmten Produkts, sondern zu den Prozessen, die ihm zugrunde liegen.

Schlägt beispielsweise ein Unternehmen als Thema den Entwurf eines neuen Boilers vor, beginnt Roericht einen Forschungs-Workshop zum Thema Warmwasserbereitung. „Das Thema öffnen", nennt Roericht dies. Denn in zwei Dritteln aller Fälle, da ist sich der Designer sicher, will der Auftraggeber überhaupt nicht das, was er zunächst verlangt.

Forschende Lehre in Berlin

In Berlin hat Roericht sein Labor an der Hochschule der Künste (HdK), an deren Designfachbereich er seit Anfang der siebziger Iahre lehrt. „Keiner der in den letzten fünfzehn fahren abschließenden Industriedesigner kann den Beruf ausüben, den ihm Lehrpläne und Lehrveranstaltungen vormachen", schrieb Roericht einmal. Denn die Kultusbürokratie habe ein Berufsbild festgeschrieben, das es längst nicht mehr gebe. Was ein Designer sei, und wie er sich wo betätigen könne, versucht Roericht mit ungebremster Neugier und Energie zu erforschen.

„Andere Leute auf Ideen bringen" ist eine seiner liebsten Beschäftigungen. Seine Schüler bezieht er in diesen Forschungsprozeß ein. So sehr, daß ihm die eine oder andere Idee schlicht geklautwurde. Roerichts Unterrichtskonzepte - und wieder istder ganze Mitarbeiterstab aktiv beteiligt - zielen darauf ab, die Studenten von Anfang an zu involvieren.

Im Gegensatz zu Vorkursen und Gmndlehren gibt es bei Nick Roericht keine ziellosen formalen Spielereien. Im Grunde könnte jeder, der zufällig zur Tür hereinspaziert, gefordert sein: „Du kommst hier an, kannst etwas, und gerade gibt es übrigens diese und jene Aufgabe: Jetzt mach!", erläutert Gisela Kasten. „Der Sprung in die Sache" ist eine von Roerichts prägnanten Formeln.

Das Medium, um das es geht

„Vor-Ort-Entwerfen" nennt er eine

andere seiner Strategien. Wie fragt man nach den Intentionen eines Nutzers? Von einer neueren Entwicklung berichtet Frau Kasten: „In sogenannten Vor-Ort-Projekten werden gegenständliche Situationen eingerichtet, die dann benutzt werden können." Exemplarisch lernen die Studenten dabei, wie man die Interessen eines Nutzers ergründen kann, ohne viele Worte zumachen. „Es gibtnichtmehr

den Umweg über die verbale Fragerei. Man bleibt in dem Medium, um das es letztlich geht."

Ein Beispiel: die Büros in der zentralen Verwaltung der HdK. Nicht über Vorstellungen und Projektionen debattiert das Team, sondern über die Dinge und ihren Nutzen. Für die alltägliche Arbeit in Berlin und Ulm entwarf Roericht Containermöbel in vielen Varianten. Die faltbaren Schränke aus MDF sind beweglich weil auf Rollen - und mit zahlreichen Ablage- und Arbeitsflächen versehen. Sie ermöglichen es verschiedenen Personen, nacheinander an ein und demselben Platz zu arbeiten und sich dennoch individuell einzurichten.

Geht jemand fort, verschwinden seine persönlichen Utensilien in Staufächern, und er klappt den Arbeitsschrank einfach zusammen.

Die Container gibt es in etlichen Varianten. Diesmalwarder Schreiner Roerichts Projektpartner. Fast ohne Zeichnungen und im Gespräch wurden die Möbel entwickelt. In rascher Folge, von einer Version zur nächsten. Nicht jedes kleinste Detail war festgelegt. Auch so kann RoerichtDesign entstehen.

Abkehr vom Produkt

In Zusammenarbeit mit Industriepartnern hat Roericht jenen Terminus entwickelt, der für seine Arbeit zentral ist: „Das Thema öffnen".

Dazu noch einmal Gisela Kasten: „Zunächst einmal geht man vom Gegenstand weg und versucht, die Aufgabe umzuformulieren. Sie wird als Handlungsfeld begriffen. Dieses Handlungsfeld kann man beobachten, man kann dazu eine ganze Reihe von Informationen sammeln. In diesem Feld kann man experimentieren, ohne daß man sich schon auf einen bestimmten Gegenstand hin bewegt." Dann heißt das Thema zum Beispiel „ Konferieren", „ Schnittstellen des Warenverkehrs", „Warmes Wasser im Haushalt" oder „Mikrowelle als Medium/Vehikel zu neuem Koch- und Eßgerät". Die Möglichkeitsstudien sind Materialsammlungen und laufen mitunter gar auf ee konkrete Produktideen zu. „Als ich noch im Ulmer Büro mitarbeitete", erzählt Frau Kasten, „war es mir wichtig, mit mehreren Ohren zu hören. Worum geht es hier wirklich? Es ist oft so gewesen, daß ein Klient mit genauen Vorstellungen über das kam, was er lorauchte. Uns brachte das dazu, besonders aufmerksam zu sein. Wir sind dann einen Schritt zurück gegangen und halzen uns nach dem tatsächlichen Problem erkundigt." Und am Ende empfiehlt das Roericht-Team dem Klienten manchmal, etwas völlig anderes zu machen, als er ursprünglich plante. Als etwa die Firma Dornier ein VideotelefonGerät in Auftrag gab (siehe Design Report 2/94), bevorzugte Roericht die Entwicklung einer besseren Software für den gleichen Zweck. Aus gutem Grund: Telefon und PC gibt es ja schon, und für neue Gerätschaften bleibt auf kaum einem Schreibtisch Platz. Aus Roerichts Sicht war es verkehrt, einen neuen Apparat zu entwickeln, auch wenn sein Büro dafür etliche Designpreise bekam.

Wirklich neue Ansätze, meint Roericht, blieben hierzulande oft auf der Strecke. Grund genug, sich als „Selber-Macher" zu betätigen. Was er auch seinen Studenten einschärft: Nicht auf den aussterl~enden Posten des angestellten Designers in der Industrie spekulieren! Nicht mehr um die Gunst des Kapitals buhlen, sondern selbst Dinge in Angriffnehmen!

Die Berliner Designszene der achtziger Jahre: Ohne Nick Roencht hätte sie womöglich ihr Selbstbewußtsein nicht entwickelt - damals, als Andreas Brandolini Roerichts Assistent war und Jasper Morrison bei ihm Designtheorie lehrte.

Der„Stitz" zum Beispiel

Immer wieder hat Roericht sich als „Selber-Macher" betätigt: Anfang der siebziger Jahre entstand gemeinsam mit Horst Fleischmann der „Stitz", auch „Ulmer Pulmer" genannt. Schon damals stellte sich Roericht die Frage, „wie man mit experimentellen Situationen dazu kommen könnte, daß es anders, daß es besser gehen könnte", beschreibt Gisela Kasten Roerichts Grundantrieb.
Der Steh-Sitz, kurz: Stitz, ist dafür ein gutes Beispiel. Statt - wie vom Markt gefordert - einen Stuhl zu entwerfen, auf dem man pausenlos acht Stunden sitzen kann, formuliert Roericht die Aufgabe von vornherein um: „Sitzen und Stützen im Arbeitsbereich" hieß es dann. Entwickelt wurde dann ein Ding, mit dem man sich das Sitzen mehr oder weniger abgewöhnt. „Der Stehsitz", so Gisela Kasten, „gibt den Impuls: Steh doch mal auf!" Obendrein ist der mittels einer Gasfedersäule höhenverstellbare Stitz, der aufrecht auf einem Sandsack ruht, auch ein formal interessantes Objekt. Anfangs hat Roericht ihn sellost herstellen lassen, und Ingo Maurer hat ihn vertrieben. Seit I992 bietet Wilkhahn eine von Franz Biggel und Burghard Schmitz aktualisierte Version an, den Stitz II.

Nichts gegen neue Produkte

Nick Roerichts Enttäuschung über die mitunter völlig Bewegungslose deutsche Industrie, aber auch über „Design aIs Marktschnulze" ist groß. Dal)ei interessieren den Vielleser und Konzept-Scout die wirklich neuen Produkte brennend. Neues Kommunikationsgerät steht seinen Studenten meist umgehend zur Verfügung, solzald es in Japan oder den USA auf den Markt kommt. Ostasien und Kalifornien sind ohnehin wichtige kulturelle Orientierungspunkte für ihn - Reiskocher inklusive.

Als einer der ersten besaß er Anfang der achtziger Jahre einen Macintosh. Und begriff dessen fast unbegrenzte Möglichkeiten fürs Design. So entstanden am Mac die umfangreichen Dokumentationsbände der Möglichkeitsstudien: Zeichnungen, Bilder, Texte, die wie die Thesen von Marshall Mc Luhan verändernde Prozesse in Gang setzen sollen.

Andere auf neue Ideen zu bringen und sie zu eigenen Konzepten zu zwingen, darauf setzt Roericht all seine Energie. Viele seiner Schüler und Partner wissen es zu schätzen.

• THOMAS EDELMANN




stefan augustin> ist Designer. Er betreibt ein Büro für Produktentwicklung in München, erhielt zahlreiche internationale Preise. Augstin studierte 1990 bis 1994 an der HdK. Heute lebt er in München.

„Ob die Ausbildung bei Nick Roericht erfolgreich für mich war, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, wenn ich mit meinem Job auch überleben kann. Das Studium war auf jeden Fall ein spannendes „Training", eine Konditionierung auf die ständigen Veränderungen der Umwelt. Für meine recht kurze Berufserfahrung kann ich behaupten, daß die Leute und Firmen, mit denen ich zusammenarbeite, von konzeptionellen, grundlegenden Ansätzen stärker beeindruckt sind, als nur von schönen Modellen und Zeichnungen.
Etwas Geld kann man damit sogar auch verdienen!"


matthias dietz ist Designer. Seit 1989 ist er als Unternehmensberater tätig. Neuerdings entwickelt er auch eigene Produkte. Er studierte von 1981 bis 84 an der HdK. Heute lebt und arbeitet er in Frankfurt/M.

„Ich habe bei Nick vernetztes Denken und „assoziatives Reden" (eine Art Designergestammel) gelernt. Für mich heute am wichtigsten: möglichst immer und falls nötig auch mit sehr großem Aufwand für eine leicht konsumierbare Kommunikation meiner Grundgedanken zu sorgen; Ergebnisse möglichst professionell zu fotografieren und eine eigene Handschrift professioneller Dokumentation zu entwickeln; Visualisierung von Konzeptqualitäten und Arbeitshypothesen, zum Beispiel mittels schneller Mockups ohne Erstellung geleckter Modelle oder verlogenener Renderings (besser: wie ein Kind zeichnen). Während des studentischen Durchlebens Roericht'scher Psychospielchen habe ich vor allem gelernt, „elitär" nicht negativ und „Frechhheit" positiv zu begreifen. Durch seinen Präsentations-Psychoterror entstanden einige musterhafte „RoerichtJünger". Manche angenehm angstfrei; andere weniger leidensfähige Störenfriede warfen das Handtuch oder wurden merkwürdig gelobt: ,Ich kann Dir ja doch nichts mehr beibringen ..."'

christiane friedemann arbeitet beim Trendbüro Hamburg. 1991 erhielt sie den Marlboro Design Förderpreis. Sie war im selben Jahr Gründerin des "Büro für Veränderungen" und 1992 am "Büro für ErmögIichung" beteiligt. Von 1987 bis 1993 studierte sie an der HdK Industrial Design.

„Während unserer Ausbildung hat Nick Roericht den Begriff des ,Sevice-Designs' in viele Projekte integriert. Die Idee: Design muß nicht zwangsläufig bedeuten, neue Produkte zu entwickeln, sondern kann und muß vielleicht gerade heute bedeuten, auf neue Produkte zu verzichten. Wir ,erfanden' im Rahmen des Studiums mehrere Dienstleistungen und erweckten das ,Büro für Auskunft' und das ,Büro für Veränderungen' zum Leben. Für meine Arbeit im Trendbüro war diese Ausbildung ideal: Auch hier bieten wir eine neue Dienstleistung an und sehen uns als Vermittler zwischen dem Verbraucher und dem Produzenten."

jörg hundertpfundlehrt Design an der Fachhochschule Potsdam und betreibt ein Designbüro in Berlin. In den achtziger Jahren beteiligte sich der ausgebildete Croupier an Projekten wie dem "Kaufhaus des Ostens" und der "Berliner Designwerkstatt". 1985 bis 1988 studierte er bei Roericht an der HdK Berlin.

„Nick Roericht ist ein Mensch, der - immer die Nase im Wind - über eine außerordentliche seismographische Sensibilität verfügt, bezogen auf Veränderungen und Entwicklungen. Er registriert und kommentiert dabei nicht aus einem spezifischen Designerblickwinkel. Gerade dies zeichnet ihn aus. Denn einerseits schaut er über den Tellerrand dogmatischer Designer- auseinandersetzung - insbesondere deutschen Zuschnitts - hinaus und versteht Design als Phänomen allgemeiner kultureller Entwicklung. Und andererseits geschieht dies nicht nur abstrakt: Sowohl in der Lehre als auch in der professionellen Anwendung fordert Roericht dies kompromißlos ein. Sein Engagement hat manchmal etwas Besessenes. Es geht ihm um Design als Versuch und Versuchung wider Manifestation und Normierung. Und er ist dabei nicht der smarte Typ, sondern einer mit Ecken und Kanten (auch gegen sich selber), der es seinen Menschen nicht leicht macht. Dafü aber macht seine Nähe wach, manch einem öffnet er zum ersten Mal die Augen ...
Die Arbeit mit Nick hatte für mich zur Folge, daß ich durch ihn so richtig auf den Design-Trip kam und bis heute noch drauf bin. Durch ihn stellt sich für mich die Profession des Designers heute so dar, daß es sich um jemanden handeln muß, der sich nicht mehr einem eindeutigen Sujet zuordnen läßt, sondern um einen Menschen, der sich einmischt fachübergreifend: als ein mit einem Breitband- statt Spezialwissen ausgestatteter Netzwerker/Spinner"

petra kellner ist Professorin am Fachbereich Produktgestaltung der HfG Offenbach. Seit 1980 arbeitet Petra Kellner kontinuierlich mit Nick Roericht zusammen. Sie studierte Industrial Design an der HBK Braunschweig und der HfG Offenbach. Petra Kellner lebt und arbeitet in Ulm.

„Während der langjährigen Zusammenarbeit mit Nick Roericht hat mich immer wieder seine Fähigkeit und sein sensibles Gespür fasziniert, Leute zusammenzubringen, die temporär und projektbezogen synergisch zusammenarbeiten konnten.
Ich habe auch heute noch sehr viel Spaß daran, in sehr unterschiedlichen und immer wieder wechselnden Konstellationen zu arbeiten und dabei zu versuchen, die jeweiligen Kontaktverbindungen so zu optimieren, daß der Prozeß begünstigt wird. Und das hat wiederum sehr viel mit Motivation zu tun."

sibille riemann ist Professorin für Interaktives Gestalten an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein. 1987 war sie an Konzeption und Gestaltung der grossen Ausstellung über die HfG Ulm beteiligt, studierte 1976 bis 1981 an der HdK, lebt und arbeitet in Berlin.

„Nick Roericht hat mich von der Fixierung auf das Produkt befreit. Damit löste ich mich von den konventionellen Berufsbildern und war offen für wirklich neue, innovative Tätigkeitsfelder. Nick Roericht stellt das Bild des Designers permanent in Frage und aktiviert somit ganz neue Richtungen und Möglichkeiten in diesem Beruf. Für mich entwickelte sich daraus eine Arbeit frei von Routine. Und die Erkenntnis, daß Strategien und das Finden neuer Parameter eine wichtige Voraussetzung für Gestaltung sind."

burkhard schmitz lehrt an der HdK "Entwurf mit Elektronischen Medien". Mit Roericht und Franz Biggel entwickelte er den "Stitz II" und den Bürostuhl Pikto (Wilkhahn). Er studierte von 1979 bis 1983 an der HdK. Schmitz ist Mitgründer der Projektgruppe 7.5

„Ich kenne Nick seit etwa I8 Jahren (ich bin selbst erschrocken). Er war mein Lehrer, er war mein Arbeitgeber, und heute ist er mein Kollege an der HdK. Kurz gesagt: Ich kenne Nick fast mein halbes Leben. Es ist letzlich sein Anspruch, dem ich versuche, in meiner Arbeit gerecht zu werden."



Oliver Vogt und Hermann Weizenegger betreiben ein Büro für Produkt-/Konzeptentwicklung und Visualisierung in Berlin. Beide studierten an der HdK Berlin. Furore machten sie mit ihrem Konzept "Blaupause".

„Das Markenzeichen von Nick Roericht sind die drei Punkte ..., die seine Texte dort füllen, wo ein Gedanke weitergehen könnte, vervollständigt werden könnte etc. denn so gestaltet Nick Roericht. Dies steht für seine ganze Vorgehensweise. Er liefert ein unfertiges, skizziertes Gedankengerüst und läßt dem Leser die Freiheit, Sätze weiterzudenken, ebenso wie er seinen Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, ganz eigene Fragestellungen und Designansätze zu entwickeln.
Daß kleinste Dinge wie ein zusätzliches Neutron in einem Atom einen Prozeß in Gang setzen können, daß die Veränderung einer Arbeitswelt von einer breit Sitzenden, in eine beweglich Stitzende einen gänzlich neuen Output erzeugen kann dieser Bewußtseinswandel war für uns die „harte" Schule, ohne die wir heute nicht da wären, wo wir sind und das, was wir sind: Architekten von Lebenswelten und Kontexten, Regisseure von (Gebrauchs-) Szenarien, Infonauten mit einem generalistischen Anspruch ...? Was wollen wir mehr?"