interview

interviewer:
Christine Peters
2006-03-06


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Stephan Schmidt
Wie würdest du jemand anderem deinen Job beschreiben?
Ich gebe konzeptionelle Beratungen für Firmen. Dabei geht es um Produkte, websites und Dienstleistungen. Und ich mache eigene Produkte: Porzellan, Möbel, Accessoires für die Küche, Leuchten, Geschenke...

Welche Arbeiten oder auch Ereignisse waren besonders wichtig für dich?
Die Diplomarbeit war sehr wichtig für mich. Ich habe mich intensiv mit der Komplexitätstheorie auseinandergesetzt und eine eigene Arbeitsweise entwickelt. Dabei ging es um Gesetzmäßigkeiten zwischen Chaos und Ordnung, bzw. das Erforschen der Gesetzmäßigkeiten am Rande des Chaos – dort, wo sich nicht unmittelbar Ursache und Wirkung erschließen, wo eine andere Denkweise gefragt ist. Außerdem waren die letzten 6 Jahre wichtig für mich. Ich hatte bis letzten Monat an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Stuttgart bei Prof. Wilfried Scheuer eine Assistenz-Stelle. Besonders interessant waren Projekte für Gaggenau (neuer Luxus) und Elektrolux (Design Laboratory), da habe ich meine Liebe zum Kochen neu entdeckt.

Mit wem bist du so in Verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Ich arbeite mit unterschiedlichen Leuten zusammen: in München, in Stuttgart und in Berlin und Hamburg.

Triffst du noch ehemalige ID4ler oder arbeitest du mit Ihnen zusammen?
Ja, mit Tim Brauns (E27), Matthias Froboese, Cornelius Reichardt, Marnie Schaefer..

Woran oder wo würdest du gerne arbeiten? Was würde dich reizen?
Ich arbeite an dem, was ich gerne mache und mich reizt: Möbel und Accessoires.

Wer oder was bringt dich auf Ideen und turnt dich an?
Der Flohmarkt. Ich sammle viel, das ist eine Inspirationsquelle. Produkte, Zeitschriften... Und wir inspirieren uns gegenseitig mit Anderen, ehemaligen Studenten, Kollegen, Freunden. Beim Reden. Ich arbeite gerne im Team.

Wenn du gerade nicht arbeitest, wo bist du am liebsten?
Am Meer. In Dänemark. Ich komme ja aus dem Norden und lebe jetzt hier in Süddeutschland. Da brauche ich ab und zu das flache Land und den Horizont.

Auf was könntest du leicht verzichten?
...? Buchhaltung!!

Was hat dir für die Praxis am meisten gebracht?
Das Machen eigentlich. Das Rangehen und Machen! Ich habe ja vor Industrial Design Betriebswirtschaft studiert. Da bin ich anders an das Design-Studium rangegangen, extrem strukturiert.

Was fällt dir als erstes ein, wenn du an Dein Studium im ID4 denkst?
Am Anfang Martin Rissler. Der war ja mehr da als Roericht. Es war ja ein sehr selbstständiges Studium. Man hat eher das Gedankengut von älteren Studenten mitbekommen als das der Lehrenden. Später mit ich dann öfter nach Ulm gefahren. Das war interessant; aber das haben nicht alle gemacht.

Welche Lehr-Ansätze von ID4 funktionieren für dich noch? Oder vielleicht gerade heute?
Das konzeptionelle Denken; Quer-Denken, Hinterfragen, den Kern aufspüren. Und Verantwortung für das übernehmen, was man tut. Und sich zu fragen, ob es sinnvoll ist, was man tut.

Was hat dir im Studium gefehlt? Allgemein und bei ID4?
Die Dinge wurden nicht zu Ende gemacht. Es hörte einfach irgendwo auf. Der Entwurf blieb skizzenhaft oder ein Vormodell. Zeitweise hat sich Roericht nicht für die Produkte interessiert. Deshalb war es mir auch wichtig, in meiner Diplomarbeit ein fertiges Produkt zu entwickeln, was ich auf den Markt bringen konnte.