interview

interviewer:
marion godau
2004-02-11


protraitbild

Heidemarie Kunert
wie wuerdest du jemand anderem deinen job erklaeren?
Ich entwickle neue Dinge, wenn es geht, aus ökologischen Materialien. Mein Schwerpunkt ist das Thema nachwachsende Rohstoffe.

welche arbeiten oder auch ereignisse waren besonders wichtig fuer dich?
Der Bringer war, dass mich eine Freundin in Stuttgart zu einem Institut mitgenommen hat, wo über nachwachsende Rohstoffe geforscht wurde. Der riesige Vorteil dieser Materialien ist ja ihre CO2-Neutralität. Und CO2 ist das größte Umweltproblem, dass wir haben. Dieses Erlebnis war vor sieben Jahren die Initialzündung für mich. Es gab damals schon Tür-Innenverkleidungen aus nachwachsenden Rohstoffen für Autos. Ich dachte mir: Wenn das geht, kann man auch mehr Produkte daraus machen. Und wusste: Das ist es, was ich als Designerin tun kann. Besonders wichtig war dann noch die Zeit bei Piter Zech (Prof. für Grundlagen) am Anfang des Studiums an der HdK Berlin. Er lehrte uns, dass eine gestellte Aufgabe ok ist, man aber immer noch mehr daraus machen kann.

mit wem bist du so in verbindung oder mit wem arbeitest du zusammen?
Ich arbeite u.a. mit der BAM (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung) zusammen und mit Leuten, die Produkte von mir produzieren und verkaufen.

triffst du noch ehemalige id4ler oder arbeitest du mit ihnen zusammen?
Treffen zufällig, z. B. bei Vernissagen von designtransfer. Arbeiten: Nein.

woran oder wo wuerdest du gerne arbeiten? was wuerde dich reizen?
Was mich reizt, mache ich gerade. Ich arbeite als Designerin und mache außerdem freie Plastiken aus Ton, Steinen oder Holz. Sie sind um die 50x50cm groß. Oft verarbeite ich dabei Fundstücke. Mich würde vielleicht noch reizen, in größeren Dimensionen zu arbeiten, also um die 1m\Z große Plastiken zu machen. Aber dazu fehlt mir noch Platz und Material.

wer oder was inspiriert dich/bewunderst du im moment? wer oder was bringt dich auf ideen und turnt dich an?
Die Problematik mit den nachwachsenden Rohstoffen hat mich angeturnt und tut es noch. Und alles Mögliche, wo ich noch was drehen kann. Die freien Gestaltungssachen kommen aus mir raus. Oder ich finde etwas und sehe, was ich daraus machen kann. So ähnlich ist es auch bei den Designaufgaben. Aufgabenstellung. Wenn ich dann weiß, der Auftraggeber honoriert meine Ideen, fließt es.

was faellt dir als erstes ein, wenn du an dein studium im id4 denkst?
Dass es ein ziemlicher Kampf war, Kampf um Anerkennung und Aufmerksamkeit. Es war sicher ein Ort, wo eine Menge geschah im Gegensatz zu den anderen Fachgruppen. Wir haben auch viel voneinander gelernt. Ich fand aber auch, dass viele Sachen von oben gesteuert wurden. Nick hat ziemlich egoistisch seine Sache ausgespielt. Damit meine ich einseitige Bevorzugung und Nichtanerkennung. Ich dachte immer, dass ich nicht dazu gehöre bei Roericht. Da konnte ich Handstand machen und mit den Ohren wackeln. Er hat auf andere geguckt. Das war schon irgendwo heftig. Für später allerdings ein gutes Training. In dem Zusammenhang kann man Gisela Kasten nicht hoch genug einschätzen. Die meinte einen auch persönlich.

was hat dir für die praxis am meisten gebracht?
Dass ich gelernt habe, auf meine Fähigkeiten zu vertrauen. Und dass ich weiß, was ich alles nicht weiß.

welche lehr-ansätze von id4 funktionieren für dich noch? oder vielleicht gerade heute?
Der konzeptionelle Ansatz ist gut, also grundsätzlich an die Sache heranzugehen und alles in Frage zu stellen. Grundlegender war für mich aber Piter Zech. Das war das Beste am Studium. Es hat Spaß gemacht, was zu tun. Zech war echter, war direkter und wärmer - so aus dem Bauch raus. Er gab seinen Studenten menschliche Zuwendung und hat jeden wahrgenommen. Und es war toll, wenn das, was man gestaltete, ihm gefallen hat.

wenn du gerade nicht arbeitest, wo bist du am liebsten?
Draußen in der Natur, beim Segeln oder beim Tanzen.

auf was koenntest du leicht verzichten?
Irgendwelche Projekte machen zu müssen, nur um Geld zu verdienen. Und Akquise. Und Verhinderer. Überhaupt alles, was einem die Kreativität in den Adern gefrieren lässt.